Ich wuchs im Osten Berlins in einem Plattenbau auf. Wie viele meiner Freunde, die unter ähnlichen Bedingungen heranwuchsen, zog es mich nach meinem Auszug zuerst in einen Altbau. Bloß weg aus der Platte! Doch – das mag cheesy klingen – die Platte blieb in mir.
Es mag daran liegen, dass jene Platte renoviert wurde, als ich noch ein kleines Kind war. Damals begannen die Träume. Albträume anfänglich. Ich verlief mich und konnte mich in diesem sich ständig verändernden Bauwerk nicht orientieren. Seither bin ich viele Male in jenen labyrinthischen Gängen irrgegangen. Hangelte mich durch Fahrstühlschächte, sprang über Abgründe in riesigen Treppenhäusern, versteckte mich in kleinen Nischen vor unheimlichen Eindringlingen und so einiges mehr.
Stempelschneider
Einer meiner ersten Versuche bestand darin Stempel aus Linoleum zu schneiden, mit denen ich die Fassade des Hauses nachstellen könnte. Auch einige Elemente für die Flure fertigte ich an.
Nachdem ich auch einige Texte geschrieben hatte, fertigte ich ein Buch zu jenen Träumen an, das bis heute Unikat geblieben ist. (Zu diesem Buch wird es hier bald einen separaten Beitrag geben).
Game Boy
In diesem Fall schien mir dieses Medium besonders tauglich zu sein, die Vorgänge der Träume erfahrbar für andere zu machen. In kurzer Zeit fertigte ich einige Assets an und lernte einige rudimentäre Zeilen Code zu schreiben. Dieses Projekt blieb bis zuletzt ein Experiment, doch eines, an das sich sicherlich wieder anknüpfen ließe.
Singender Beton – kommende Klänge
Aktuell arbeite ich an einem weiteren Projekt, das sich auch mit diesem Haus, doch auch mit Plattenbauten, urbanen Landschaften und Beton befasst. "Singender Beton" habe ich es genannt und es versammelt eine Reihe von Haiku und Tanka, die ich in den vergangenen Jahren geschrieben habe. Das Titelbild dieses Beitrages ist ein Auszug aus meinem aktuellen Arbeitsprozess, bei dem ich auch wieder die Erstellung von 3D-Modellen zur Anwendung bringe.
Hierzu folgt bald ein Update.
Eine Tür die verschlossen bleibt
Vielleicht suche ich heute nicht mehr nach jener Tür, die ich damals in meinen Träumen nicht erreichen konnte. Vielleicht ist es jetzt etwas anderes, das mich an diesem Thema fesselt. Einen Ausdruck zu finden für die Rohheit des Betons, das berüchtigte Grau ostdeutscher Städte und die Widersinnigkeit darin, doch eine Art von Schönheit zu erkennen.
„Diese Tür bleibt zu
doch spürt du auch den Windhauch?
Ein Fenster geht auf.“
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